Line-up 36. Finkenbach Festival:
Freitag, 10. August 2018:
- Epitaph
- Dissidenten
- Amon Düül II
- Marblewood
Samstag, 11. August 2018:
- Embryo
- Birth Control
- Kraan
- Guru Guru
- Peter Panka’s Jane
- Vibravoid
In Fan-Kreisen liebevoll nur „Finki“ genannt, fand das Kult-Festival unter sommerlichen Bedingungen zum 36.Mal statt. Die Band Guru Guru (in Gestalt von Mani Neumeier auch Gründer dieses Festivals) feierte in diesem Jahr nämlich ihren 50. Geburtstag. Wenn das mal kein Grund für ein richtiges Aufgebot an vielen noch existierenden Krautrock-Heroen der siebziger Jahre war. Manni Neumeier rief und fast alle folgten.
Schon bei der Ankunft in dem kleinen Örtchen wurde mir klar, was auf mich zukommt. Als ich um die Mittagszeit eintraf, waren schon Heerscharen von Fans vor Ort, die bereits auf mehreren Wiesen große Zeltlager errichtet hatten. Ein Hauch von Woodstock lag in der Luft… Ich hatte ein kleines Hotel gebucht, nur wenige Meter vom Festivalgelände entfernt. Nach meinem einchecken im Hotel machte ich meine erste Runde durch den Ort und war nur fasziniert von dieser Atmosphäre.
Die Band Epitaph eröffnete am Freitag das Festival. Sie spielten ein gemischtes Programm aus alt und neu und hatten von ihrer Spielfreude nichts eingebüßt. Das Publikum war schnell gut drauf. Nach dem starken Auftritt von Epitaph konnten die Dissidenten nahtlos an den Auftritt ihrer Vorgänger anknüpfen, auch wenn man sie musikalisch nicht vergleichen konnte. Das Publikum ging mit und tanzte wie verrückt. Ein starker und gelungener Auftritt. Amon Düül II, als nachfolgende Band rockten was das Zeug hielt. Der frühe Samstagmorgen klang dann mit der schweizerischen Band Marblewood aus. Ihr psychedelisch bluesiger Rock passte sehr gut zur Morgendämmerung. Nach einem kleinen Schlummertrunk machte ich mich erschöpft auf den Weg zum Hotel.
Die Sonne strahlte auch am Samstag vom Himmel, es versprach ein heißer Tag zu werden. Bereits am frühen Nachmittag hatten sich einige Zuschauer auf dem Gelände eingefunden. Embryo eröffnete den Reigen, leider begleitet von Sound-Problemen. Die mittlerweile aus fünf meist jüngeren Musikern bestehende Band konnte an diesem Tag mit ihrem außergewöhnlichen Mix aus World Music und Jazz dennoch überzeugen. Dann einer der ganz großen Namen der Kraut-Rock Ära, Birth Control. Die fünf Musiker kamen schnell zur Sache und legten eine sehr rockige, dynamische Bühnenshow hin, die so gar nichts von ‚altem Eisen‘ erkennen ließ. Bei ihrem Titel „Gamma Ray“, jener Song der sehr eng mit ‚Nossi‘ Noske verbunden ist, wurde es von Seiten des Publikums sehr emotional. Dann die Band auf die ich mich besonders freute. Mit ihr verbinde ich viele Erinnerungen aus meiner Jugendzeit. Der einzigartige Stil und Sound von Kraan hatte es mir immer angetan, bis heute. Sie boten einen Streifzug durch die Jahrzehnte ihrer Musikgeschichte. Auch wenn sie an diesem Tag nicht so eingespielt wirkten wie ich sie in früheren Tage schon erlebt hatte, so überzeugten sie doch durch ihre individuelle Klasse. Dies war vermutlich auch der schweren Erkrankung, die Hellmut Hattler gerade überstanden hatte, geschuldet. Er wirkte auf mich sehr zerbrechlich und wie ich später erfuhr hing der Auftritt in Finkenbach am seidenen Faden. Dennoch war dies Konzert für mich mein absolutes Highlight.
Dann wurden fünfzig Jahre Guru Guru gefeiert. Das Festival-Gelände war mittlerweile brechend voll, anscheinend wollte jeder dabei sein. Mani Neumeier und seine Band spielten ein großartiges Konzert, eine feine Mischung aus neu und alt. Höhepunkt jeder Guru Guru-Show ist noch immer der „Elektrolurch“, die Reaktion des Publikums zeigte dies deutlich. Irgendwie scheint diese Band „unkaputtbar“ zu sein. Nach einer solch fulminanten Show hat es die nachfolgende Band natürlich schwer. Peter Panka’s Jane erledigten diese Aufgabe aber unbeeindruckt. Sie speisten ihren Auftritt vor allem aus ihren Klassikern die vom Publikum begeistert gefeiert wurden. Trotz fortgeschrittener Stunde ein starker Auftritt. Den finalen Schlusspunkt des Finki Festivals 2018 setzten Vibravoid. Die noch verbliebenen unerschütterlichen Fans, zu denen ich auch zählte, bekamen noch einen sehr starken musikalischen Abschluss geboten. Nach dem Ende der Show einen Schlummertrunk und noch ein wenig geratscht um dann etwas erschlagen zurück ins Hotel zu gehen. Nach einem guten und ausgiebigen Frühstück am Sonntag machte ich mich auf den Heimweg. Aber nicht ohne einen Blick auf das komplette Gelände mit seiner Zeltstadt zu werfen, ehrlich gesagt mit ein wenig Wehmut.