„Rock Is My Life – This Is My Song“

„Rock Is My Life – This Is  My Song“ ein Titel der kanadischen Band „Bachman-Turner Overdrive“ aus dem Jahr 1974 hat sich sich still und leise zu meinem Lebensmotto entwickelt. Wie ich ja schon in einem  anderen Kapitel erwähnte, kann ich den Anfang meiner Leidenschaft für Genesis sehr genau bestimmen.

Aber es gab noch eine Zeit davor, Ende der 1960‘ Anfang der 1970‘. Meine beiden Brüder  sind 2 bzw. 4 Jahre älter als ich. Schon damals waren sie große Rockmusik-Fans, ihr Schwerpunkt lag da bei Bands wie Cream, Grand Funk Railroad, Johnny Winter, Pink Floyd, Emerson, Lake and Palmer, Deep Purple, Black Sabbath, Taste, Yes, Led Zeppelin, Free und natürlich Jimi Hendrix. Die Liste ließ sich leicht verlängern….

Mit ihrer Musik bin ich groß geworden und konnte mir nicht vorstellen jemals etwas anderes zu hören. Auch wenn ich nur der „kleine“ Bruder war, so durfte ich oft mit dabei sein wenn meine Brüder Musik hörten. Oft waren Freunde zu Besuch, da wurde dann gefachsimpelt und ich hörte interessiert zu. Nur an die Schallplatten durfte ich nicht dran – viele junge Menschen wissen gar nicht mehr was das ist, sie waren heilig. Platten konnten Kratzer bekommen und das klang beim abspielen wenig schön, dies bedeutete pfleglichen Umgang mit ihnen, also besser Finger weg. Ich höre meine Brüder heute noch durch die Wohnung rufen: „Wer war an den Platten?“ Blöde Frage, wer wohl?! Es war aber auch ein Kreuz, Kratzer konnten einem so leicht passieren. Schallplatten wurden natürlich auch unter Freunden meiner Brüder verliehen und wehe es kam eine beschädigt zurück, dann war was los. Ich sagte dann schon im Vorfeld, ich war‘s nicht…Das galt auch für die Plattencover, sie waren ebenso pfleglich zu behandeln.

Anfang der 1970‘ hielt auch im deutschen Rundfunk die Rockmusik ihren Einzug. Der Pop Shop war eine der ersten Musiksendungen bzw. Jugendmagazin im dritten Hörfunkprogramm des Südwestfunks Baden Baden (später SWF3) und startete zum 1. Januar 1970. Der Pop Shop wurde von Montag bis Freitag ab 12:03 Uhr bis 15 Uhr ausgestrahlt, ab Herbst 1972 wurde die Sendung zur Freude der inzwischen großen Hörerschaft auf 17 Uhr ausgeweitet. Moderatoren der ersten Stunde waren Frank Laufenberg, Karlheinz Kögel, später kamen Bernd Mohrhoff, Hans-Jürgen Kliebenstein und Gerhard Irmler dazu. Im Rückblick alles tolle Moderatoren die man sehr gerne hörte. Bernd Mohrhoff sagte später in einem Interview: „Pop Shop war Radio ohne Rücksicht auf Konvention und Quote. Es  war die Freiheit, sich täglich vor dem Mikrofon neu ausprobieren zu dürfen“. So würde man sich Radio heute auch wünschen…

Ich kann mich noch genau erinnern, da gab es eine Sendung in der einmal pro Woche neue Platten vorgestellt wurden. Es war die aktuelle LP von Genesis „The Lamb lies down…“. Neuerscheinungen wurden meist komplett gespielt, kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Das Werk war ein Doppelalbum und es wurde daher im Abstand von einer Woche jeweils eine komplette Platte gespielt, ansonsten wäre der Senderahmen gesprengt worden. Ich meine mich zu erinnern meine Brüder hörten zusammen mit mir die Sendung an und waren sichtlich von der Musik beeindruckt. Kurz darauf besorgte mir einer meiner Brüder Eintrittskarten für mein erstes Konzert meiner Lieblingsband Genesis in München. (sh. eigenen Beitrag)

Der Pop Shop war über viele Jahre Pflichtprogramm meiner Brüder und mir. Wurde hier doch ziemlich genau das gespielt was wir hören wollten und Radio hatte damals noch einen anderen Stellenwert. Die Radionutzung der 70‘ und 80‘ war deutlich intensiver. Der Pop Shop war beispielgebend für viele spätere Radiosendungen der ARD.

Wenn ich mich aus heutiger Sicht an manche Details vergangener Jahrzehnte erinnere wird es für mich mehr als deutlich, es war eine bescheidenere Zeit. Technisch waren wir lange nicht so verwöhnt wie heute. Dinge die uns heutzutage selbstverständlich erscheinen gab es gar nicht, nicht mal in unserer Phantasie. Dennoch waren wir glücklich und stolz mit den Dingen die wir hatten. Klingt ein wenig wie „Früher war alles besser…“, ist aber so nicht gemeint. Dennoch empfand ich in diesen Jahren eine Form von Wertschätzung, die uns leider etwas abhanden gekommen ist.