Das „Rolling Stone Mobile Studio“ war mutmaßlich das erste mobile Aufnahmestudio seiner Zeit. Zahlreiche Bands und Künstler haben viele ihrer Platten damit aufgenommen. Das Konzept für das „Mobile“ entstand 1968, als die Rolling Stones eine neue Umgebung zum Aufnehmen ihrer Musik suchten. Genervt von den Nine-to-Five-Beschränkungen der bekannten Studios, wählten die Stones um neue Musik einzuspielen Mick Jaggers neues Landhaus „Stargroves“ in England. Die gesamte notwendige Ausrüstung musste aber dafür ins Haus gebracht werden, was jedesmal enorm aufwändig war. Ihr Road Manager und Pianist Ian Stewart kam auf die Idee, ein Aufnahmestudio in einen Van einzubauen. Dafür wurde ein DAF F1600 Turbo genutzt.
Stewart engagierte eine Reihe von Top-Ingenieuren und Produzenten. Toningenieur Glyn Johns wurde bei der Erstellung des Projekts zu Rate gezogen, der dann die weitere Ausführung an Dick Swettenhams Firma „Helios Electronics“ weiter gab. Sie war bekannt für die Herstellung von Mischpulten und Tontechnik in einigen der exklusivsten Studios jener Zeit. Bei Helios entstand die erste funktionierende Version des „The Rolling Stones Mobile Studio.“ Was ursprünglich nur für die Rolling Stones gedacht war, entwickelte sich europaweit schnell zu einem gefragten Objekt in der Musik-Szene. Ein kleiner Ausschnitt an Produktionen die mit dem mobilen Studio entstanden beweist seine Leistungsfähigkeit und Beliebtheit unter den Künstlern: Led Zeppelin „IV“, Deep Purple „Machine Head“, Wishbone Ash „Live Dates“, Uriah Heep „Live“, Rolling Stones „Sticky Fingers“, The Who „Who’s Next“, Ten Years After „Recorded Live“. Die Liste ließe sich problemlos verlängern…Viele der genannten Künstler nutzten das Studio mehrfach.
Hier ein paar technische Hintergründe. Ursprünglich unterstützte das Studio maximal 20 Eingänge für ein achtspuriges Aufnahmeformat. Aber das Mobile sollte auch für Live-Aufnahmen eingesetzt werden, hier erwies sich das Achtspurformat schnell als nicht ausreichend und es wurde ein Ausbau auf 16 Spuren notwendig. Das Mobile entwickelte sich beständig weiter, immer wieder gab es Umbauten. Der 16-Spur-Recorder wurde zum 24-Spur-Recorder aufgerüstet und zu den bestehenden 20 wurden 12 neue Eingänge hinzugefügt. Umfangreich wurde auch daran gearbeitet die akustische Umgebung des Mobile zu verbessern.
Das Studio wurde im Laufe der Jahre an vielen Orten eingesetzt, von Hallen über Scheunen bis hin zu Schlössern oder dem Casino in Montreux in der Schweiz. Während der Produktion zum sechsten Deep Purple-Album „Machine Head“ fing das Mobile fast Feuer, es stand neben dem Casino welches während eines Frank Zappa Konzertes in Brand geriet. Dieses Feuer wurde zur Inspiration für Deep Purples wohl berühmtesten Song „Smoke on the Water“, bei dem das Mobile sogar im Song-Text erwähnt wurde. (We all came out to Montreux On the Lake Geneva shoreline To make records with a mobile… Smoke on the water, a fire in the sky)
1982 wurde im Zuge der technischen Weiterentwicklung ein sogenannter Synchroncomputer eingebaut. Dieser Computer konnte Audio- und Videobänder in überdurchschnittlicher Geschwindigkeit abspielen, was es dem Mobile ermöglichte eine Show aufzuzeichnen und dann ein fertiges Audio für die Übertragung bereitzustellen. 1987 gründete Bill Wyman das Projekt „Ambition Invention Motivation Success“ oder kurz gesagt „AIMS“, dies ermöglichte jungen Bands mit dem Mobile-Studio zu arbeiten um so erstklassige Demos zu produzieren. Die blaue Lackierung und die gelbe Schilderschrift am Fahrzeug repräsentierten die Farben des Projektsponsors „Pernod“.
Nach diesem Projekt wurde das Mobile über viele Jahre wieder kommerziell eingesetzt, es war immer noch finanziell und technisch äußerst wettbewerbsfähig. Bis zum April 1993 blieb es in Betrieb. Nach dem es endgültig außer Dienst gestellt wurde, ist es 2001 zu Museumszwecken vom „National Music Center“ in Calgary erworben worden und ist dort in einer Dauerausstellung noch immer zu sehen.