Ein sperriger Titel für das 1974 als Dreifach-Live-Album erschienene Werk jener Super-Group, das damals sensationell den vierten Platz der Billboard-Charts erreichte. Zuvor erschienen vier Studioalben, wobei der Schwerpunkt im Programm der Welt-Tournee die damals aktuelle Platte „Brain Salad Surgery“ bildete. Die Welttournee begann nach Veröffentlichung von „BSS“. Die Aufnahmen zu diesem Live-Klassiker entstanden, wenn man so will, direkt von der Bühne auf Platte, frischer konnte man Tour-Eindrücke damals kaum weiterverarbeiten.
Der Klang leider nicht immer optimal, auch teilweise nicht ganz klar. Kleinere Soundausfälle wie Hall und Rückkopplungen wurden nicht nachbearbeitet, so entstand ein wirklich originalgetreues Konzerterlebnis. Die Virtuosität und Spielfreude eines Keith Emerson (Keyboards), Greg Lake (Bass, Gitarre, Gesang) und Carl Palmer (Schlagzeug) sind auch aus heutiger Sicht noch immer sehr beeindruckend. Vor allem Emerson an den Tasten spielt groß auf, wechselt die Tasteninstrumente, setzt bewusst Stereoeffekte ein und improvisiert auf eine Art, die heute nur selten zu finden ist. Seine Bandkollegen geben ihm dafür genügend Raum und dies nicht nur bei den „Piano Improvisations“. Dennoch: Ohne seine „Mitstreiter“ wäre das Erlebnis EMERSON LAKE & PALMER nicht gegeben. Drummer Palmer konnte sich bei „Karn Evil 9 – 1st Impression“ mit einem Solo in Szene setzen, genauso wie Frontmann Lake an der Gitarre. Bei „Take A Pebble“ mit den beiden Teilen „Still… You Turn Me On“ und „Lucky Man“ besticht er mit gefühlvollem Gesang und zeigt seine große Qualität an der Akustikgitarre.
Zu den Studioversionen gibt es an vielen Stellen Unterschiede, allen voran die genannten Improvisationen, die Soli, die Geschwindigkeit bei manchen Stücken, auch das Einflechten von Zitaten wie KING CRIMSONs „Epitaph“ im „Tarkus“-Teil „Battlefield“, es bleibt von Anfang bis Ende spannend, anspruchsvoll und zugleich unterhaltsam.
Hört man der Live Performance von ELP zu, wünscht man sich als Prog-Fan, die Show würde nie enden. Man kann vielleicht darüber streiten, ob beispielsweise der Monolith „Karn Evil 9“ mit seinen 35 Minuten nicht doch zu lang geworden ist, oder oder… Für mich erbrachten sie den Beweis live alles zu halten, was sie auf ihren Studio-Alben versprachen! Zuweilen haben sie sich auch selbst auf den Arm genommen, ein Beispiel hierfür ist der fast schon als bizarr zu bezeichnende Perkussion-Einschub bei „Toccata“, oder auch die Mini-Zitate aus den „Piano Improvisations“. Wer so zeitlos genial agiert, hatte deutlich mehr Beachtung verdient und sollte einen größeren Stellewert in der Geschichte der Rockmusik haben. Mit diesem Album kann man eigentlich nichts falsch machen und es bietet jedem Neuling einen guten Einblick in die Welt von ELP.