In den Jahrzehnten meiner „Laufbahn“ als fleißiger Besucher von Rock-Konzerten gibt es eine Reihe von Anekdoten. Dies ist eine davon…
Ich war 17 Jahre alt, zusammen mit zwei Freunden besuchten wir ein Konzert von Uriah Heep. Allzu viele große Bands machten nicht Station in unserer Region. Uriah Heep waren sehr bekannt mit einem durchaus klangvollen Namen in der Rockmusik und wir mochten ihre Musik. Es war ein warmer Juni-Tag in Ulm, ich traf mich mit meinen Freunden vor der Donauhalle am 18. Juni 1976. Ulm war einer von 6 Auftritten der „High an Mighty Tour“ in Deutschland und einer der letzten mit Gründungssänger David Byron. Für mich der beste Sänger den Uriah Heep je hatte, sein Gesangsstil prägte die Band wie kein anderer.
Die komplette Besetzung der Gruppe von damals wollte ich gerade nachsehen, hab mir dazu ein Konzertplakat mit Gruppenfoto angesehen und dabei festgestellt, ich kenne noch jeden ihrer Namen: Ken Hensley, David Byron, Lee Kerslake, Mick Box und John Wetton. Vier der damaligen Besetzung sind leider bereits verstorben. Warum sind mir diese Namen nach so langer Zeit im Gedächtnis geblieben? Eine Frage die ich mir gerade stelle…
Aber jetzt zur eigentlichen Geschichte. Die Donau-Halle (Foto zeigt sie in den 1970‘ Jahren) ist mit der Halle von heute nicht vergleichbar. Sie war in jenen Tagen eine Messehalle, die auch für Rockkonzerte genutzt wurde. An ihr war eine Gastronomie mit Außenbereich angeschlossen. Es war ein sehr warmer Tag und wir waren schon am frühen Nachmittag vor Ort um ja beim Einlass in die Halle vorne mit dabei zu sein. Zuvor wollten wir noch etwas trinken, wir gingen zusammen in das Restaurant und bestellten uns etwas. Wir saßen noch nicht richtig, da stieß mich einer meiner Freunde an und sagte: „schau mal da drüben, ich glaub da sitzt David Byron“. Ich sah bemüht unauffällig und ungläubig in die Ecke. Ja tatsächlich, da saß der Sänger von Uriah Heep mit seinen Begleitern. Aufgeregt riefen wir den Kellner und baten ihn um ein Stück Papier und einen Stift. Er war sichtlich irritiert weil er nicht wusste wozu wir dies brauchen und er weder „David Byron“, geschweige „Uriah Heep“ kannte. Er gab mir einen Teil seines Bestellblocks, (sh.Foto) so wurde das „früher“ benutzt, zusammen mit einem Stift. Aber wer geht an den Tisch von Mr.Byron? Wer traut sich? Allzu lange konnten wir nicht warten sonst ist er vielleicht weg… Also wurde ich auserkoren. Ich mutig an den Tisch von David Byron und ihn im perfekten Schulenglisch, aber mehr als nervös um ein Autogramm gebeten. In einer Musikzeitschrift hatte ich gelesen er wäre arrogant, abgehoben und ein nicht gerade freundlicher Zeitgenosse. Weit gefehlt, er kam überaus sympathisch rüber, von Arroganz keine Spur. Er unterschrieb bereitwillig auf dem fast schon „schäbigen Zettel“ und strahlte mich dabei an. Er fragte mich und deutete auf meine Freunde ob wir zum Konzert am Abend gehen, was ich bejahte. Es klingt mir auch nach so vielen Jahren noch in den Ohren: See you later, have fun tonight – was wir auch hatten. Es war ein richtig gutes Konzert mit einem gut aufgelegten David Byron.
Kurze Zeit später trennten sich die Wege von Uriah Heep und ihm. Solo konnte er nicht an die Erfolge mit Uriah Heep anknüpfen. 1985 verstarb er allzu früh an den Folgen seiner immer stärker werdenden Alkoholsucht.