Mit damals 18 Jahren war dies mein erstes großes Open-Air Festival. An einem schönen Spätsommertag machte ich mich zusammen mit 3 Schulfreunden aus meiner Buchhändler-Klasse auf den Weg ins Karlsruher Wildparkstadion. Die Freude auf das Open-Air war riesig, standen doch richtig große Bands auf dem Programm.
Ein illustres Aufgebot damals angesagter Künstler lockte zum „Karlsruhe Rock Festival“. Es waren Bands wie Chicago, Thin Lizzy, Santana und Lake die ein breites Publikum in den Wildpark, genauer gesagt 45.000 Zuschauer, anzogen. Das Ganze wurde abgerundet mit Rory Gallagher und Udo Lindenberg. Im Vorverkauf kostete die Karte damals 25, an der Abendkasse 30 D-Mark. Nach heutigen Maßstäben für dieses Angebot an Hochkarätern eine vergleichsweise bescheidene Summe.
Meine konkreten Erinnerungen reduzieren sich auf zwei Auftritte, Santana und Udo Lindenberg. Der erstere, nämlich Udo Lindenberg blieb mir sehr negativ im Gedächtnis. Es war ein richtig schlechter Auftritt von ihm, er stand an diesem Tag leider unter erheblichem Alkoholeinfluss. Nicht einmal seine Band konnte den Auftritt retten. Viele Jahre später in Augsburg habe ich ähnliche unprofessionelle Erfahrungen mit ihm gemacht.
Der absolute Höhepunkt für mich war Santana, sie waren zwar nicht Headliner des Festivals, dies war Chicago, aber ihr Auftritt war die Krönung des Tages. Es war ein phänomenales Konzert in der Abenddämmerung. Die Begeisterung des Publikums kannte keine Grenzen. Das 1977 erschienene Album „Festival“ und natürlich viele ihrer früheren bekannten Songs wie zum Beispiel „Samba pa ti“, „Black Magic Woman“ oder „Europa“ gehörten zum Programm ihrer Show. Besagtes Album hat einen ausgeprägten Latin-Charakter das sich in Titeln wie „Carnaval“, „Let the Children play“, „Let the Music set you free“ oder „Jugando“ ausdrückt. Das Publikum feierte eine riesige Party in ausgelassener spätsommerlicher Stimmung und war am Ende der letzten Zugabe regelrecht platt.
Nach einer Umbaupause hatte der Headliner seinen Auftritt, die Zuhörer hatten sich von Santana noch nicht wirklich erholt, so hatte es Chicago sehr schwer. Eine richtige Stimmung wollte nicht mehr aufkommen, die ersten Zuschauer wanderten bereits ab. Wer dachte auch dass Santana so abräumen würde, der Veranstalter hätte gut daran getan sie als letzte Band auftreten zu lassen, dann wäre es ein perfektes Finale gewesen. Bei Santana stimmte einfach alles, die Musik und die besondere Atmosphäre durch die hereinbrechende Dämmerung tat ihr Übriges. Nicht zu vergessen die Band um Carlos Santana, sie gaben ein überzeugendes und unvergessliches Konzert.
Meinen Freunden und mir ging es da ähnlich, wir waren so ausgepowert, dass wir das Ende des Chicago-Auftritts nicht mehr abwarteten und uns früher auf den Heimweg machten. Wir taten gut daran, im Autoradio hörten wir auf der Heimfahrt von chaotischen Zuständen vor dem Stadion nach Festival-Ende. Es war eines der Konzerte die einem immer im Gedächtnis bleiben werden….