Plattencover, Artwork, Kunst oder nur Verpackung? Teil 1

 

Es gab Zeiten da waren Plattenhüllen, heute Booklets wirkliche Kunstwerke. Jede große Band wollte ihre neuen Produkte auch ansprechend „verpackt“ sehen. Es gab eine Reihe von Graphik-Design Studios und einzelne Künstler die im Auftrag von Bands sich mit der Gestaltung von Plattenhüllen beschäftigten.  Ein großes Beispiel ist das Art-Studio von „Hipgnosis“, hier gäbe es eine lange Liste von Gruppen die durch dieses Studio Cover gestalten ließen. Die Agentur bestand von 1968-1985. Mit der Einführung der CD Anfang der 80‘ veränderte sich das Bild und die Bedeutung von Covern.

Ich will nur ein paar klangvolle Namen nennen:  Pink Floyd, T.Rex, Led Zeppelin, Yes, Genesis, UK, Alan Parsons Project, Bad Company, ELP, Styx, Black Sabbath, Scorpions, Paul McCartney, UFO, Peter Gabriel, Wishbone Ash, Mike Oldfield und viele mehr.

Aber gehen wir ein Stück weit zurück. Man schrieb das Jahr 1939 da erfand der Grafiker Alex Steinweiss das Albumcover – eine Revolution in der Musikwelt. Bis dahin war nur ein trostloser Schutz für die empfindlichen Tonträger vorhanden. Wer als Musikliebhaber eine neue Platte kaufen wollte, stand erst einmal vor einer grauen Wand. Die Kunden erwartete im Plattenladen keine aufregenden Fotos oder ansprechende Grafiken, stattdessen nur trostlose Verpackung in langweiligem Grau.

Steinweiss empfand es als „Keine angemessene Art, schöne Musik zu verpacken“. Als junger Grafiker aus Brooklyn war er 1939 für das Label Columbia Records engagiert worden, um Pappaufsteller, Plakate und Werbebroschüren zu gestalten.  Dies war aber nicht genug an Kreativität für ihn. Er wollte Farben und Formen zu den Kompositionen auf den Tonträgern tanzen lassen. „Ich stellte mir eine bunte, plakatartige Gestaltung der Hüllen vor, die Aufschluss über die im Album enthaltene Musik gibt“, fasst er seinen Geniestreich Jahrzehnte später trocken zusammen. Mit Anfang 20 erfand er das Album-Cover praktisch im Alleingang. Der Plakatbezug und die Umformung der Werbeprinzipien für die Gestaltung von Plattencovern gelten als sein Verdienst.

Hier ein besonderes Beispiel für seine schon damals innovative Arbeitsweise. Als Design-Pionier gestaltete er eine Plattenhülle für die Beethoven-Komposition „Eroica“. Er bewies damit welche Bedeutung ein Cover-Design auf Verkaufszahlen haben konnte. Durch seine künstlerische Gestaltung konnte er binnen kurzer Zeit beim Verkauf eine Absatzsteigerung um 895 Prozent erzielen.

Ein weiterer Geniestreich war das Cover zur „Klaviersonate Nr. 5“. Es fällt vor pechschwarzem Hintergrund ein gebündelter Lichtstrahl auf ein Piano, wird wie durch ein Prisma abgelenkt und fächert sich in die Farben des Regenbogens auf. Viele werden es kennen, es ist wohl eines der bekanntesten Plattencover, Pink Floyds „The Dark Side Of The Moon“ von 1973.  Damit nahm der Grafiker den mehr als 30 Jahre später von Hipgnosis entwickelten Coverklassiker vorweg, wenn auch auf der Neuinterpretation aus dem Piano ein gläsernes Dreieck geworden ist.

Fotos: Thomas Fay